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đŸ„ˆ GenZeitz - NebengebĂ€ude 42

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2. Preis Studierendenwettbewerb NEUES EUROPÄISCHES BAUHAUS - ZEKIWA Zeitz - Wilhelm von Ardenne & Paul Oliver Sell, Studio Peter Weber

Unser Vorhaben „Generation Zeitz“ prĂ€sentiert eine visionĂ€re Umgestaltung des ehemaligen NebengebĂ€udes 42 der „ZeKiWa“ zu einer vitalen Jugend- und KulturbegegnungsstĂ€tte in der Stadt Zeitz Sachsen-Anhalt. Die Grundidee fokussiert sich auf die Neugestaltung und Anpassung des GebĂ€udes zu einem dynamischen Ort, der speziell auf die BedĂŒrfnisse und Interessen der jungen oder kulturinteressierten Persönlichkeiten abzielt. Die reale Bauaufgabe des studentischen Wettbewerbs der Hochschule Anhalt war die Wiederbelebung des bestehenden Bauwerks und den umgebenden brachen FlĂ€chen. Weitere Vorgaben, wie beispielsweise Nutzungen, MaterialitĂ€ten oder Formsprachen waren nicht gestellt. Das selbst erstellte Raumprogramm weist eine Neukonzipierung auf, um flexibel nutzbare Bereiche zu schaffen – von multifunktionalen EventflĂ€chen ĂŒber NachhilferĂ€ume bis hin zu einer auf zwei Ebenen liegenden interaktiven Dachlandschaftsnutzung.

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Die Stadt Zeitz steht vor erheblichen Leerstandsproblemen, wie aus der Leerstandsanalyse der Stadt vom Jahr 2018 hervorgeht. GrĂŒnde sind unter anderem ein Mangel an innovativen, jugendgerechten Freizeitangeboten und Einrichtungen. In diesem Kontext wird das Projekt „GenZeitz“ als Lösungsansatz positioniert, um die LĂŒcke in der Stadtentwicklung zu schließen und den Zeitzer*innen eine Plattform fĂŒr Selbstentfaltung sowie KreativitĂ€t zu bieten. Es entstehen RĂ€ume fĂŒr zukĂŒnftige Ideen und Projekte. Zudem bildet sich eine BegegnungsstĂ€tte durch kulturelle Angebote. Die architektonische Gestaltung dieses Kulturzentrums greift die industrielle Backstein-Ästhetik des ursprĂŒnglichen Verwaltungsbaus von 1909 auf und wird mit neuen leichten als auch zeitgemĂ€ĂŸen Strukturen zu einem einladenden, nachhaltigen und wegweisenden Projekt transformiert. Der GebĂ€udekomplex steht im Rohbau und bleibt bis auf wenige zerstörte Fenster erhalten. Die innere Stahltragwerksstruktur hat bis zur vierten Etage erhaltenswerte Funktionen, nur das Tragwerk des fĂŒnften Geschosses und des Flachdachs werden aufgrund einer gutachterlichen Erstbeurteilung im Entwurf durch eine zweigeschossige Holzskelettkonstruktion ersetzt.

Der Entwurf „GenZeitz“ hat das Potenzial, die Stadt zu beleben. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, die innerstĂ€dtisch schon vorhandene Infrastruktur zu nutzen und mit der Schaffung neuer sozialer Begegnungsmöglichkeiten zu arbeiten. Die PrioritĂ€t muss das Interesse der Gestaltung von attraktiven Arbeits- und DenkrĂ€umen sein – jedoch nicht in der Peripherie – sondern zentral sĂŒdlich der Weißen Elster!

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Die Vision ist es, ein pulsierendes Zentrum zu schaffen, das nicht nur als kultureller Hotspot fungiert, sondern auch als Treffpunkt fĂŒr die Gemeinschaft dient und das Stadtbild von Zeitz mit neuem Leben erfĂŒllt. Durch diese Initiative streben wir an, die AttraktivitĂ€t der Stadt fĂŒr junge Menschen, aber auch fĂŒr andere ĂŒberregionale Gesellschaftsschichten zu steigern und ihr ein inspirierendes, innovatives HerzstĂŒck an der Weißen Elster zu schenken. Der Ort muss attraktiv fĂŒr Familien, kreative Köpfe und die vielzĂ€hlig vorhandene SchĂŒler*innenschaft sein, denn dort liegt die Quelle des Zuzugs. Zeitz hat gute Voraussetzungen, diese lebenswerte Plattform zu schaffen. Hierzu tragen die öffentlichen großen, flexiblen MehrzweckflĂ€chen im Erdgeschoss bei. FĂŒr MĂ€rkte, Sportevents und Freilufttheater im Außenbereich kann das GebĂ€ude innen liegende RĂ€ume fĂŒr Schulveranstaltungen, BĂŒrger*innentreffen, Tagungen, Parties, Seminaren, Vereinstreffen und AbschlussbĂ€llen bieten. Auch die zweigeschossige barrierefreie Dachlandschaft trĂ€gt in vollem Umfang zu einem neuen vitalen Ort bei. Aufgrund der Erstbeurteilung des bestehenden Dachtragwerks hat dieses aufgrund mehrjĂ€hrigen Wassereintrags als nicht mehr tragfĂ€hig eingestuft. Dadurch beginnt unsere neue Dachtragkonstruktion schon im vierten Obergeschoss und liegt auf den Achsen des unteren Bestandsstahltragwerks. Naturnahe und sichere Erholungsbereiche kreieren auf den entstehenden zwei Dachebenen unfassbare EindrĂŒcke.

Das GebĂ€ude bekommt in dem Entwicklungsvorschlag zudem einen zweiten Fluchtweg als ein Holzregal an der Ostfassade. Weitere Holzskelettkonstruktionen fĂŒgen sich den Spuren der ehemaligen dichten Anbauten an und verdecken so nur die nicht aufwendig verzierten, mit Putz oder weißem Ziegel versehenen Bereiche der GebĂ€udehaut.

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Zwischen den öffentlichen Etagen der Dachlandschaft und den MehrzweckflĂ€chen im Erdgeschoss im Außen- und Innenbereich liegen die semi-öffentlichen Etagen. Diese dienen der Veranstaltungsvorbereitung wie Bandproben im GebĂ€ude, der Bildungsförderung fĂŒr die große umliegende SchĂŒler*innenschaft und der Möglichkeit, Raum fĂŒr visionĂ€res Denken und kleinen Start-ups zu schaffen. Nach ihrem Schaffen können diese den Blick ĂŒber die Weiße Elster von den Terrassen oder dem Baumwipfelpfad aus genießen. Die Außenbereiche sind öffentlich zugĂ€nglich und beinhalten neben dem Pfad durch den Birkenwald ĂŒber dem kontaminierten Erdreich, eine Freiluftwerkstatt, einen Bolzplatz und viele Wege entlang der Wildwiesen zum Fluss.

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Das Projekt „GenZeitz“ als Jugend- und Kulturtreffpunkt in einem denkmalgeschĂŒtzten GebĂ€ude verfolgt eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie, die sich in verschiedenen Dimensionen manifestiert. Im Bereich der Energieeffizienz streben wir an, erneuerbare Energien, wie Solarenergie und WĂ€rmepumpen zu nutzen und gleichzeitig effiziente Heizungs- und KĂŒhlungssysteme zu installieren. Die Wiederverwendung historischer Elemente steht im Fokus, indem wir bestehende Merkmale des denkmalgeschĂŒtzten GebĂ€udes 42 bewahren und restaurieren. Dabei planen wir die geschickte Integration vorhandener Strukturen und Materialien in das neue Design, um eine harmonische Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schaffen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Recycling, wobei recycelte Baumaterialien wie recyceltes Holz oder Beton Verwendung finden. ZusĂ€tzlich implementieren wir ein Abfalltrennsystem wĂ€hrend des Umbaus, um eine effiziente Abfallbewirtschaftung zu gewĂ€hrleisten und so klar sehen zu können, welche Baustoffe noch wiederverwendbar sind. In unserer Architektur bekommt das Konzept der Materialwiederverwertung, der zirkulĂ€ren Bauweise, der Anwendung unter dem Namen des GebĂ€udetyps „E“ und der Dauerhaftigkeit wichtige Bedeutung. In Anbetracht des Baus eines GebĂ€udes des GebĂ€udetyps „E“ im bestehenden Baukomplex mit Klinkermauerwerk und Ă€lteren Bestandsholzfenstern ergeben sich spezifische Herausforderungen und Chancen. Das Vorhandensein einer Lehmgrube in der NĂ€he von der Stadt Zeitz bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit Lehmputz fĂŒr die InnenrĂ€ume anzuwenden. Auch die lokale PrĂ€senz des Fensterherstellers „SchĂŒco“ kann fĂŒr die Minimierung des CO2-Fußabrucks beitragen. Das Einsetzen von „SchĂŒco“-Elementen kann, wie im bereits sanierten angrenzenden GebĂ€ude der ehemaligen ZeKiWa beobachtet werden. Die Renovierung der bestehenden Holzfenster mit modernen Materialien oder die Integration neuer, denkmalgerechter Fenster konnte die Ă€sthetische QualitĂ€t des GebĂ€udes verbessern und wieder erhalten und gleichzeitig seine energetische Leistung optimieren.

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Der Prozess des Baus im Bestand erfordert eine sorgfĂ€ltige Analyse der vorhandenen Baustruktur, um mögliche Schwachstellen zu identifizieren und diese gezielt zu verbessern. Hierbei muss die AußenhĂŒlle energetisch saniert werden. Dies kann den Einsatz innovativer Technologien und Methoden oder die Nutzung von beispielsweise Lehm umfassen, um die Energieeffizienz zu steigern und die Nachhaltigkeit des GebĂ€udes zu verbessern. Der Bau eines Typ-E-GebĂ€udes bietet insgesamt im Bestand die Möglichkeit, historische Elemente, wie Ornamente zu erhalten und wieder zu verwenden und mit zeitgemĂ€ĂŸer Architektur zu verbinden.

Das „GenZeitz“ beinhaltet diese wichtigen Punkte:​

‱ strukturelle Eigenschaften → Robuste Bauweise mit schon / potenzieller flexibler Raumaufteilung

und Möglichkeiten fĂŒr Anpassungen in der temporĂ€ren Nutzung

‱ Energieeffizienz → energieeffiziente Systeme, wie Isolierung, effiziente Beleuchtung und Heizung

‱ Nachhaltigkeit → potenzielle Integration nachhaltiger Materialien oder Technologien →

Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks

‱ Fenster und Fassade → Fenstertypen und Fassadengestaltung werden individuell

fĂŒr optimale Tageslichtnutzung, WĂ€rmedĂ€mmung angepasst

‱ FlexibilitĂ€t und ZukunftsfĂ€higkeit → verschiedene Nutzungsanforderungen → Raum fĂŒr zukĂŒnftige

VerÀnderungen

Die Auswahl nachhaltiger Baustoffe, darunter zertifiziertes Holz, recycelte Ziegel und recycelter Stahl, trĂ€gt dazu bei, den ökologischen Fußabdruck des Projekts zu minimieren. Gleichzeitig legen wir großen Wert auf die Schaffung grĂŒner Außenanlagen, die möglicherweise auch DachbegrĂŒnungen einschließen. Die Verwendung von Pflanzen, die die lokale BiodiversitĂ€t fördern, steht dabei im Einklang mit unserer ökologischen Ausrichtung. Um sicherzustellen, dass das Projekt den BedĂŒrfnissen der Gemeinschaft entspricht, setzen wir auf eine umfassende öffentliche Teilnahme. Dies beinhaltet die Einbindung der Gemeinschaft in den Planungs- und Entscheidungsprozess, sowie die Organisation von Workshops und Veranstaltungen zur Sensibilisierung fĂŒr Nachhaltigkeit. Die enge Zusammenarbeit mit Fachleuten und Interessengruppen ist entscheidend, um die spezifischen Anforderungen des denkmalgeschĂŒtzten GebĂ€udes und der Gemeinschaft angemessen zu berĂŒcksichtigen. Insgesamt bildet diese ganzheitliche Herangehensweise die Grundlage fĂŒr ein nachhaltiges und lebendiges Projekt im NebengebĂ€ude 42.

Die Integration neuer Denkweisen erfordert eine ausfĂŒhrlich ĂŒberlegte Vorgehensweise in der Planung, um die „herkömmliche“ Architektur / Bauweisen in Mitteleuropa zu respektieren, anzuwenden, aber gleichzeitig auch aktuelle Materialien, Konstruktionsweisen und gesellschaftliche BedĂŒrfnisse einfließen zu lassen.